China 2005/2006

Sophie Schneider

Meine Gastfamilie hier ist sehr nett. Sie kümmern sich hervorragend um mich. Meine Familie besteht aus meinen Gasteltern und einer Gastschwester. Meine Schwester ist ein paar Monate jünger als ich, aber wir verstehen uns spitze. Jeden Tag fährt uns mein Gastvater zur Schule und nachmittags fahren wir gemeinsam mit dem Bus nach Hause. Unsere Wohnung ist sehr schön gelegen. Direkt am Huangpu und wenn man sich oben etwas aus dem Fenster lehnt, kann man sogar den Oriential Pearl Tower und den Jin Mao sehen! Einfach atemberaubend. In der Regel essen meine Gastfamilie und ich zusammen zu Abend und auch Frühstück. Meine Gastmutter sagt mir immer, ich soll viel essen, weil ich so groß bin (ich bin fast einen Kopf größer als sie selbst).Wenn das so weitergeht, werden Sie mich das nächste Mal als Kugel oder ähnliches wieder sehen. Mittagessen gibt es in der Schule. Nach der Schule verbringe ich meine Zeit hauptsächlich mit lernen, lesen oder Briefe schreiben. Denn Hausaufgaben habe ich nicht allzu viel, ganz im Gegensatz zu meiner Schwester. Sie verbringt die meiste Zeit mit lernen oder Hausaufgaben machen. Das ist schon ganz schön verrückt, finde ich. Mit der Sprache geht es so langsam. Ich kann mich immer mehr ausdrücken, auch wenn es immer noch der englischen Sprache bedarf. Verstehen kann ich, soweit ich das selber beurteilen kann, schon relativ viel. Aber nur, wenn die Leute halbwegs langsam und in Mandarin reden. Das ist aber in Shanghai eher weniger der Fall, weil es hier ja die vollkommen andere Shanghai-Hua gibt. Aber selbst davon habe ich schon etwas gelernt. Schreiben fällt mir um vieles schwerer als lesen. Ich kenne zwar die Zeichen, wenn ich sie sehe, aber wenn man mir sagt: „schreib das mal“ dann geht das nicht bei allen Zeichen sooo gut. Aber das wird noch, denke ich mal. Und die wichtigere Sache ist auch erst einmal das Reden, meiner Meinung nach.

In der Schule gefällt es mir sehr gut, auch wenn vieles sich sehr von der deutschen unterscheidet. Da denke ich jetzt erst einmal so an die Turnübungen vor der Schule oder auch die Unterrichtsweise. Und natürlich: jeden Tag bis 16.30 Schule (außer freitags, da haben wir nur bis 15 Uhr). In meiner Klasse sind 55 Schüler, unter anderem auch noch ein zweiter Deutscher. Er ist von einer Organisation mit dem Namen „Eurovacances“ und bleibt ebenfalls das gesamte Schuljahr über in Jianping. Die anderen Mitschüler sind auch alle total nett und versuchen auch immer mit uns zu reden. Aber leider auf Englisch. Ich versuche schon immer, sie zum Chinesischen zu überreden, aber bisher hat das relativ wenig gebracht. Ich hoffe, dass es sich bald ändert. Doch da bin ich sehr positiv. Ansonsten ist die Schule sehr durchwachsen, denn im Unterricht verstehe ich noch nicht sonderlich viel. Ich habe viele Sonderkurse zusammen mit einigen koreanischen und indonesischen Schülern, die hier an der Schule sind um dann auf eine chinesische Uni zu gehen. Unter anderem habe ich auch Tai Ji Quan und 3 verschiedene Chinesisch-Stunden. Auch die Lehrer und die restlichen Schüler sind sehr nett zu mir. Oft passiert es mir, dass mir Schüler auf dem Gelände „Hallo“ sagen oder mich sogar ansprechen. Viele sind dazu aber zu schüchtern.

Besonders anfangs wurde ich wegen meiner blonden Haare teilweise äußerst unverhohlen angestarrt. In der Schule hat sich das jetzt mehr oder weniger gelegt, weil mich jetzt so gut wie jeder einmal gesehen hat. Auf der Strasse kommt es jedoch immer wieder vor, dass die Menschen sich sogar umdrehen, nachdem sie mich gesehen haben. Auch im Bus oder so passiert das so gut wie täglich. Aber man gewöhnt sich daran und es stört mich jetzt nicht mehr weiter. Das lustigste war einmal, als ich mit meiner Gastschwester vor der Schule stand und auf den Bus wartete. Da ging ein Mann an mir vorbei und renkte sich fast den Hals nach mir aus. Keine Minute später kam der gleiche Mann noch mal an mir vorbei und wieder drehte er sich im Gehen um, um mich zu sehen. Da er ja aber in die andere Richtung wollte, ging er ein drittes Mal an mir vorbei…

Was ich ebenfalls ungewohnt finde, ist: Die Schuluniform. In Deutschland hat meine Schule keine und anfangs konnte ich mir nicht vorstellen, wie das sein soll. Nach diesem Jahr hier werde ich es aber nur zu gut wissen. Eigentlich weiß ich es ja jetzt schon und um ehrlich zu sein: es ist gar nicht sooo schlimm. Meine Schule, Jianping Highschool, hat mehrere Schuluniformen. Die erste ist eine Bluse (weiß, 2-mal kurz ärmlig, 2-mal langärmelig) und ein Rock (grau, geht bis kurz über die Knie). Dann haben wir noch eine Sportschuluniform für den Sommer. Sie besteht aus einem rot-weißen T-Shirt (für Jungs blau) und einer roten Hose (für Jungs ebenfalls blau). Auch für den Herbst gibt es eine Schuluniform für den Sportunterricht: eine blaue Trainingshose mit dem Namen der Schule an der Seite und eine weiße Trainingsjacke ebenfalls mit dem Namen der Schule an der Seite (diese Schuluniform ist mein Favorit. man kann sie schön mit so einer Bluse kombinieren. Das sieht dann gut aus und ist auch bequem.) Für den Herbst gibt es noch 2 graue Stoffhosen und einen blauen Blazer. Wie die Schuluniform für den Winter aussieht, weiß ich noch nicht. Aber ich denke schon, dass es da eine gibt, denn unsere Schule hat keine Heizung. Und hier wird es ja doch schon etwas kalt im Winter.

Das Essen ist wirklich total lecker. Man kann fast nicht genug davon bekommen. Das einzig ungewohnte ist, dass es morgens, mittags UND abends warmes Essen gibt. Aber man gewöhnt sich daran. Wie an alles eben. Das unnormalste, was ich bisher gegessen habe, waren Hühner- und Entenfüße. Diese sind nicht sonderlich zu empfehlen, denn es ist so gut wie nichts dran, das man essen kann. Und schmecken tun sie nur nach der Sauce, in der man sie serviert bekommt.

So, das war erst einmal mein Bericht aus Shanghai. Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen, was Sie hier gelesen haben und ich hoffe ebenfalls, dass ich sie nicht gelangweilt habe mit meinen Erzählungen. Aber wenn man einmal angefangen hat etwas über China zu erzählen, kann man nicht mehr aufhören (zumindest geht es mir so.)Morgen gehe ich übrigens zu einem Grillfest bei Voith China. Es wird sicherlich total schön. Ich gehe zusammen mit Indre, einer Deutschen, die im Moment für AFS Shanghai arbeitet.

Auch möchte ich mich auf diesem Weg noch einmal vielmals bedanken, dass Voith mir und meiner Familie geholfen hat, meine Wintersachen und ebenfalls mich nach China zu bringen. Vielen, vielen herzlichen Dank!!

Sophie