Thailand 2001/2002 – Teil 2

Esther Braun

Es ist 20.00Uhr und ich sitze an meinem Schreibtisch und denke über die vergangenen Monate, die ich hier verbracht habe nach. Manchmal denke ich, das hier ist alles nur ein großer Traum. Aber zum Glück nicht! Thailand ist einfach nur „Amazing“ mit all den Gegensätzen, den Menschen und dem vielen Essen!

Ja ich hatte einen heftigen Kulturschock. Aber inzwischen hab ich ihn echt gut überstanden und kann sagen ich hab mich bis jetzt ganz gut geschlagen.
In meiner ersten Familie ging es mir nicht so toll. Ich hatte Probleme mit meiner Gesundheit, weil das Essen nicht besonders war und mich das Leben in dem Haus einfach erschöpft hat. Deswegen habe ich auch die Familie gewechselt. Trotzdem muss ich sagen, dass ich auch von meiner alten Familie, trotz schlechter Erfahrungen gelernt habe und ich sie gemocht habe.
Meine neue Familie ist einfach süß! Ich habe 2 Geschwister in meinem Alter. Die gehen aber leider auf eine andere Schule in der nächsten Stadt und sind deswegen nur am Wochenende zu Hause. Meine Eltern sind aber auch echt lieb. Und ich kann hier in der Gegend viele Freunde besuchen, wenn´s mir zu Hause zu langweilig wird.
In meiner Schule bin ich geblieben, denn die ist Spitze! Ich mag meine Lehrer, meine Klasse und meinen Unterricht. Lernen tu ich nicht das Übliche wie: Mathe, Physik, Chemie… Ich mache ganz wunderbare Sachen: Holzarbeit, Handarbeit (Sticken, Nähen, Basteln…), Kunst, Thai Sprache, -Kultur, -Geschichte, Buddhismus und noch viele andere schöne Dinge.
Mit den Schülern an meiner Schule habe ich auch schon Freundschaft geschlossen. Natürlich ist das nicht so eine Freundschaft und Kumpelschaft wie mit meinen Freunden zu Hause. Aber ich hab sie alle total lieb, vor allem meine Klassenkameraden. Und ich würde sie sehr vermissen, wenn ich die Schule gewechselt hätte.
In meiner Freizeit, bin ich meist zu Haus. Wenn ich nicht auf irgendeinem Camp bin! War schon auf 4 English Camps, mit meiner Schule unterwegs, auf zwei AFS Camps und beim Meditieren für zwei Wochen in Chiang Mai. Die Meditation ist total hart für mich gewesen. Ich habe viel „durchlebt“, in meinem Kopf. Doch letztendlich kann ich sagen, dass es zwei der besten Wochen in diesem Jahr waren.
Aber mal zurück zu meiner Freizeit. Zu Haus muss ich das Haus fegen und wischen, abwaschen und meine eigenen Kleider waschen. In meiner neuen Familie habe ich zum Glück eine Waschmaschine. In der Alten musste ich alles per Hand waschen. Da bin ich manchmal 1 ½ Stunden dran gesessen und Hab auf dem Boden in zwei Schüsseln gewaschen. War hart!
Oft fahr ich mit dem Fahrrad durch die Gegend, besuche Freunde oder geh mit ihnen weg und wir feiern am helllichten Tag eine „Party“. Weil es hier sehr schlecht angesehen ist wenn Jugendliche nachts noch unterwegs sind. Vor allem die Mädels müssen schon vor Dunkelheit zu Hause sitzen!
Es heißt, die Thais sind so ein anständiges Volk. Nein sind sie nicht! Es ist nicht alles Gold was glänzt. Und dieser Spruch passt! Bei den Thais glitzert und glänzt alles, schaut man aber hinter die Fassade, so sieht es da ganz anders aus. Mal ein kleines Beispiel aus dem Alltag:
Die Thais behaupten von uns Deutschen, wir würden schon von morgens an Bier trinken. Stimmt ja wie wir wissen nicht. Na ja, die sind aber wirklich nicht besser als unser Ruf. Meine Lehrer trinken am helllichten Tag zwischen dem Unterricht Bier. Nur, das darf natürlich niemand wissen. So wickelt der biertrinkende Lehrer einfach ein Papier um sein Glas, behauptet vor den Schülern er hätte Cola im Glas und trinkt fröhlich vor sich hin.
Ja, so ist die Thaikultur, manchmal genau das Gegenteil von unserer westlichen Kultur.

Und nun zum Wetter… Da muss ich sagen, ich war in den letzten Wochen erstaunt wie kalt es einem hier im Winter werden kann. Die Häuser sind alle offen und wenn man nicht sehr warme Sachen hat kann man bei 15 Grad schon mal heftig frieren. Ich hatte auch schon eine starke Erkältung. Deswegen versteh ich warum die Thais nicht gerne alleine schlafen. Es ist im Winter halt einfach wärmer, wenn man 2 oder 3 Bettgenossen hat!
Hat aber auch ein ganz anderer Grund. Die Thais glauben nämlich an Geister. Wenn jemand gestorben ist soll er noch immer im Haus rumgeistern und den Menschen beim täglichen Leben zuschauen. Dann kann es auch mal sein, dass die Schwester für Jahre nicht mehr ins eigene Haus kommt, weil die Mutter gestorben ist und sie Angst hat die Mutter würde sie holen.
Wieder ein krasser Teil der Thaikultur.

Die Landschaft, was kann ich über die Landschaft hier in Thailand sagen?! Es sieht wirklich aus wie im Reiseprospekt! Einfach nur wunderschön. Ich wohne im Norden Thailands, direkt an den Bergen. Wenn dann abends die Sonne, wie ein roter Feuerball, hinter den Bergen verschwindet, kommen mir manchmal fast die Tränen, weil es so schön ist!
Ich bin schon an ein paar verschiedenen Plätzen gewesen. Mit meiner Schule war ich in Ayutthaya und Sukothai, um die Geschichte Thailands kennen zu lernen. Mit verschiedenen anderen Schulen auf English Camps in Bangkok, Prachuap Kiri Khan, Nan…
Diese English Camps sind sehr beliebt hier in Thailand. Sie sollen die Schüler besser und gerner Englisch lernen lassen. Die Englischkenntnisse der thailändischen Schüler sind sehr schlecht. Deswegen gibt es auch bei AFS Thailand Tests um die Kenntnisse der Schüler zu Prüfen. Erst wenn sie den bestanden haben bekommen sie das Geld um ins Ausland zu gehen. Denn nur sehr wenige können sich ein Auslandsaufenthalt selber leisten. Und so einen Test gibt es glaub in keinem anderen AFS Land.
AFS Thailand ist ein gut organisiertes Land will ich behaupten. Unser COC-Camp war in Nan. Es war schön die anderen AFSer zu sehn und mit ihnen Erfahrungen der ersten Wochen auszutauschen. Außerdem haben wir von AFS noch ein paar Kulturregeln erklärt bekommen.
Ja es war ganz gut, doch nix gegen das Enrichementcamp in Chiang Mai. Dort kamen alle Austauschschüler aus ganz Thailand von wave2, aus der ganzen Welt, mit vielen verschiedenen Sprachen. Das ist total lustig, wenn jeder in der eigenen Sprache reden kann. Wir können uns aber in Englisch alle miteinander verständigen und inzwischen auch in Thai! Doch was ich ein wenig schade finde, dass wir im Norden immer nur Camps im Norden haben und keine Change haben in den Süden zu kommen. In diesem Jahr waren es glaub ich 45 Austauschschüler aus allen Teilen der Welt und 15 davon aus Deutschland.

Was ich hier vermisse, ist mein richtiges zu Hause in Deutschland, meine Familie und meine Freunde. Heimweh hatte ich schon sehr. Und es ist wirklich komisch an was und wen man hier alles denkt! Oder das sich hier Leute melden, von denen man nicht gedacht, dass sie sich überhaupt mal wieder melden würden. Es sind auch einfach die ganz „normalen“ Dinge, die man vermisst (wobei, was ist schon nOrM@l?!). Ein langes Telefongespräch mit der besten Freundin, mit dem großen Bruder um die Wette streiten, mit der Mutter die Lieblingsserie anschauen oder mit einem Kumpel ein Bier trinken gehen. Aber all das kann ich in ein paar Monaten wieder machen, jetzt bin ich hier und das Einzigste was ich zu Thailand und meinem Auslandsjahr mit AFS sagen kann, ist, dass ich keinen einzigen Tag bereue! Niemand kann dir mehr Erfahrungen für dein weiteres Leben mitgeben, wie die Leute in deinem Auslandsaufenthalt!

 

Zum ersten Teil