USA 2014/15 (Blog und Bericht)

Emilia Rogat bloggt über ihr Jahr in Idaho, USA:

http://usapipapo.blogspot.de/

Meine Familie und ichEs ist verrückt wenn ich an den 13. August zurück denke. Der Tag der mir manchmal wie gestern vorkommt. Der Tag voller Aufregung, Erwartungen, Freude, Ängsten und vielen anderen Emotionen . Der Tag an dem ich all meinen Mut gefasst habe. Der Tag an dem ich all die Menschen die ich liebe für ein Jahr hinter mir gelassen habe. Der Tag an dem ich nach Amerika geflogen bin. Der Tag an dem mein Auslandsjahr begann und damit eins meiner größten Abenteuer.

Nach einer langen Bewerbungsphase, vielen Auswahlrunden und mehreren Vorbereitungsseminaren in Deutschland saß ich nun also endlich im Flieger nach Boise, Idaho. Dort angekommen war ich überwältigt von der Größe, den endlos gerade verlaufende Highways und Straßen, den typischen amerikanischen Trucks, dem Englisch um mich herum und natürlich war ich überwältigt von Müdigkeit.
Das tolle an dem ganzen war dass ich schon auf dem Weg in die USA so gut wie alle anderen Austauschschüler, aus aller Welt, kennengelernt habe und somit mit all meinen neuen Eindrücken nicht allein war. All die anderen Austauschschüler hier sind ein sehr großer Bestandteil meines Auslandsjahrs. Sie erleben nicht nur dasselbe Abenteuer wie ich sondern sind auch eine meiner besten Freunde hier. Sie sind die Menschen die dich am besten verstehen können und dir die besten Ratschläge geben können, wenn das leben hier mal Hindernisse hat. Und ich kann wortwörtlich sagen, dass ich nun auf der halben Welt einen Schlafplatz habe.
In den ersten Monaten hieß es dann erst mal Eingewöhnungszeit. Die ersten paar Wochen waren pures Abenteuer und dann ist langsam aber sicher der amerikanische Alltag eingetrudelt. Wenn man Deutschland und Amerika vergleicht ist es auf einer Art und Weise unglaublich gleich und nicht wirklich ein Kulturschock, wenn man jedoch ein bisschen mehr hinter die Kulissen schaut entdeckt man mehr und mehr Unterschiede zwischen den Kulturen.
Einer der größten Unterschiede hier finde ich ist die Schule. Nicht nur der Bildungsweg ist total anders, sondern auch das Schulsystem verglichen zum deutschen ist total anders. Das Vorurteil, dass Amerikaner nicht wirkliche Bildung bekommen ist leider wahr. Die meisten Dinge die ich hier lerne habe ich in Deutschland schon vor 2-3 Jahren gelernt und das obwohl ich auf eine spezielle High-School für schlaue Kids gehe. Und was das Schulsystem angeht: Anstatt dass die Lehrer den Klassenraum wechseln tuen es die Schüler nach jeder Klasse. Hier hat man jeden Tag 6 verschieden Fächer und jeden Tag gleich lang Schule. Zwischen den einzelnen Klassen hat man 3 Minuten um den Klassenraum zu wechseln und Lunch ist nur 25 Minuten lang. Die Schließfächer haben hier alle einen Code anstatt einen Schlüssel und außerdem muss dein Rucksack/Tasche immer Schließfach sein. Das heißt du musst den ganzen Tag mit deinem Zeug in der Hand rumlaufen. Außerdem kann man hier seine Fächer wählen und hat nicht jede Woche wie in Deutschland 10-13 verschiedene Fächer.
Ein anderer großer Unterschied zu Deutschland sind die Transportmittel in Amerika. Seitdem ich hier bin verstehe ich endlich wieso Jugendliche hier ihren Führerschein schon mit 15 machen können. …Denn ohne ist es einfach unmöglich irgendwo hinzukommen. Es gibt zwar Busse, die jedoch fahren nur Downtown und meistens sind die Leute die mit dem Bus fahren komische Gestalten. Nach der Schule gibt es die bekannten gelben Schulbusse, die jedoch fahren dich nur zur Schule und zurück. Und wenn du den Schulbus mal verpassen solltest kommt kein anderer. Und die fahren jeden Tag dieselbe Route und fahren dich direkt vor deine Haustür. Zur Fuß kannst du hier so gut wie vergessen, denn die Distanz ist einfach zu groß. Und mit dem Fahrrad ist es meist zu gefährlich, da die Highways nicht wirklich zum Fahrrad fahren gemacht sind und zu nah zu den fahrenden Autos sind. Somit ist das einzige wirkliche Transportmittel hier das Auto und Eltern hier müssen sehr oft das Taxi für ihre Kinder spielen.
Ein weiterer Unterschied hier verglichen zu Deutschland ist die Größe. Alles hier ist größer: Shampoo Packung, Essensportionen und Schulbücher, einfach alles. Auch die Distanz hier ist größer. Alles ist so weit weg. Wenn man in Deutschland für 8 h Auto fährt ist man in einem anderen Land, wenn man hier 8 h Auto fährt ist man in einem anderen Staat. Und während der Autofahrt sieht man nicht nur Häuser und Städte, sondern oft ist da rein gar nichts. Endlose Strecken mit manchmal ein paar Häusern irgendwo im nirgendwo.
Seitdem ich hier bin habe ich nicht nur einiges über Amerika an sich und speziell über meinen Staat gelernt, sondern auch einiges über Deutschland. Wenn du ein Auslandsjahr machst, fängst du an vieles zu vergleichen und du bekommst viele Fragen über dein eigenes Land. Es wird dir bewusst, dass bevor du kamst du einiges über die Stadt und das Land wo du dein Leben lang gelebt hast wusstest, aber dass du manchmal nicht mal über Kleinigkeiten nachgedacht hast. Außerdem habe ich meine kleine Stadt Schwäbisch Hall unglaublich arg schätzen gelernt. Mein Auslandsjahr hat mich gelehrt was wirklich wichtig im Leben ist und das man die kleine Dinge schätzen sollte. Mein Auslandsjahr hat mir geholfen mein Leben in Deutschland tausend Mal mehr zu schätzen. Es hat mir gezeigt dass die Welt unglaublich groß ist und es jede Menge kleine Schätze da draußen zu entdecken gibt.
Meine Schwester und ichNatürlich gibt es noch jede Menge andere Unterschiede zwischen Deutschland und Amerika, aber nur wenn man genau hinschaut, denn wenn man nicht hinter die Kulissen schaut, scheinen Amerika und Deutschland nicht mal so unterschiedlich zu sein. Die kleinen Dinge machen es aus… wie z.B. Popcorn. Popcorn hier ist salzig und nicht süß. Oder Eiswürfel, egal in welchem Restaurant man sich befindet, nichts geht ohne Eiswürfel. Aber ich will nicht zu viel verraten, jeder da draußen wo vielleicht in der Zukunft auch all seinen Mut zusammen nimmt und ein Jahr in Amerika verbringt soll schließlich auch noch etwas zu entdecken haben. Außerdem ist alles was ich geschrieben habe meine eigene Erfahrung, was nicht heißt andere die ein Jahr in Amerika verbracht haben oder werden, dasselbe erlebt haben oder werden. Jede Gastfamilie, jede Schule, jeder Alltag, jedes Leben ist anders. Außerdem ist Amerika unglaublich vielfältig, jeder Staat ist unterschiedlich.
Besondere Highlights meines Auslandsjahres bis jetzt waren definitiv Homecoming, Zeit mit meiner Gastfamilie zu verbringen, all die tollen Menschen zu treffen die denselben Traum wie ich hatten – ein Jahr im Ausland zu verbringen, den Team Spirit hier kennen und lieben gelernt zu haben, all meine AFS Wochenenden und das aller größte Highlight für mich war eine Woche mit 103 anderen Austauschschülern in Hawaii zu verbringen.
Heute noch frage ich mich manchmal was mich wirklich dazu bewegt hat dieses Abenteuer zu machen. Ich bin 16 Jahre alt und bin gerade mal 10 Jahre zur Schule gegangen und auf einmal befinde ich mich in einem Land, was so viel größer als Deutschland ist und ungefähr am anderen Ende der Welt ist.
Ein Austauschjahr bedeutet sich an Dinge und Menschen anzupassen, für Neues offen zu sein und sich ins Ungewisse stürzen.
Es war es einer der besten Entscheidungen die ich in meinem bisherigen Leben getroffen habe. Auch wenn das Leben hier mir oft Hindernisse stellt und ich mein Leben manchmal in Deutschland wirklich vermisse. Ich habe nun eine zweites zuhause. Meine Familie hier hat mir gezeigt das daheim nicht ein Ort ist, sondern ein Gefühl.